Über 200 Teilnehmer beim Symposium von bci, Brand Support und Foster Kent
Wenn Nachrichten schon mal als „polytraumatisierender Break zu
Beginn der Stunde“ bezeichnet werden und die Hörer „das Recht haben,
sich nicht für uns zu interessieren“ – dann weiß der Zuhörer, er ist
bei einem Radio-Symposium, welches es so an Offenheit und
Erkenntnisgewinn wohl selten gegeben hat.
Über 200 Radiomacher aus ganz Europa waren der Einladung von bci,
Brand Support und Foster Kent gefolgt, um in Berlin über die Morningshow
und deren Zukunft zu diskutieren. „Der Morgen macht den Tag“, hieß
denn auch das Motto des Broadcast Symposiums.
Die Meinungen waren am Ende einhellig: „Für so viel Input hätte man
auch locker zwei Tage ansetzen können“, war von vielen Teilnehmern
zu hören. Und Frank Salzbrenner, Senior Consultant & Partner von
bci, konnte sich als Organisator nur anschließen: „Die Einblicke, die
wir von den Machern der Top-Morningshows erhalten haben, waren
ungeschminkt und ehrlich. Insbesondere die direkte Aufeinanderfolge
der 15-minütigen Powervorträge ließ tolle Vergleiche der Strategien und
Philosophien zu“, so Salzbrenner.
„Zu wenig Innovationen“ – Georg Spatt (Ö3)
Die Diskussionsrunde der Programmchefs großer Stationen verlief
unerwartet selbstkritisch. Als Ö3-Chef Georg Spatt von seiner
persönlichen Mid-Life-Crisis im Radio sprach und anprangerte, dass
wir „als Branchenbeste viel zu wenig Innovationen bieten“, waren doch
einige Zuhörer überrascht, sehen doch viele Mitbewerber gerade die
österreichische Nummer Eins als eines der innovativen
Radioprogramme. Doch mit diesem Statement löste Spatt eine spannende,
tiefergehende Eigenanalyse in Reihen der Senderchefs aus.
Erfolg als Problem für Innovationen und Weiterentwicklung – das hat
Valerie Weber, Programmdirektorin von ANTENNE BAYERN, erfahren dürfen.
„Wir hatten so unfassbar gute Imagewerte für alles: Musik,
Moderation, Nachrichten – da denkst Du Dir, jetzt bloß nichts ändern und
verharrst“, verriet Weber (seitdem ein Hörerplus von 25 %).
Valerie Weber
Wie stark Radio sich im Informationssektor am Morgen gegen Tablet-PCs
und Smartphones zur Wehr setzen muss – auch darüber gab es
unterschiedliche Meinungen. Für Thomas Jung, stellvertretender
Programmchef von SWR3, gibt es jedoch nach wie vor für den gestressten
Menschen am Morgen, für den schnellen Überblick nebenbei beim
Aufstehen, im Bad, im Auto noch keine Alternative zum Radio: „Wir
sortieren den Hörern die Nacht und den Tag, bringen gute Laune und
die beste Musik“, sagt Jung. „Erst später greifen PCs, Smartphones und
Tablets”.
So kam die Runde der Programmchefs zwar zu keinem einheitlichen
Ergebnis, aber doch zu vielen gemeinsamen oder aber auch
kontroversen Erkenntnissen.
„Unmittelbare Herausforderung für alle Radiomacher sei es, dem
wachsenden Bedarf der Hörer nach mehr Authentizität und mehr
Interaktivität nachzukommen“ sagte Christoph Pöschl, Consultant &
Senior Partner bei Brand Support über Erwartungen und Trends aus der
Hörerforschung.
Franky und John Ment auf dem Broadcast Symposium 2012
Studiohund „Bizkit“ und die Studiogarnelen „Links“ und „Rechts“
Nicht mit weniger strategischem Verstand, aber doch mit der
Eigenheit von Morgenmoderatoren präsentierten acht Morgen-Teams ihre
Sendung und die Grundidee dahinter. Dass nicht nur Radio ffn mit
seinem Studiohund „Bizkit“ auf Tiere setzt, sondern auch John Ment
(Radio Hamburg) in Zukunft mit den Studio-Garnelen „Links“ und „Rechts“
animalischen Beistand haben wird, zeigt wie viel Spaß die Macher an
ihrer Berufung haben. Doch auch in den Vorträgen der Morgenmoderatoren
wurde deutlich, dass Erfolg viel mit Liebe zum Beruf und zum Hörer,
aber auch mit harter Arbeit zu tun hat.
Eine Prise Realismus („Die Hörer haben ein Recht darauf, sich nicht
für uns zu interessieren!“, Robert Kratky, Ö3) war außerdem bei
allen Morgenmoderatoren zu erkennen, was zusätzlich die tägliche,
intensive Suche nach Relevanz und geeigneten Präsentationsformen
ankurbelt.
nhow Hotel - erstklassiger Think-Tank in kreativem Outfit
Auch die Location, das nhow Hotel in Berlin, nur einen Steinwurf von
der East-Side Gallery entfernt und in direkter Nachbarschaft von
Universal Music und MTV, sorgte bei allen Teilnehmern für ein
positives Echo.
Das erste Musikhotel, mit eigenem Zimmerservice für E-Gitarren,
einem Schlagzeug in der Lobby und kreativer Farbgebung, stellte den
perfekten Rahmen für das Broadcast Symposium.
Kompakt, erhellend, humorvoll, kritisch, kontrovers,
erfrischend offen und teilweise mit echter Stand-up Comedy (Denis
Avdic, Radio Ena / Slowenien, bei der Präsentation seiner Show) - das
Broadcast Symposium 2012 hat bewiesen, dass Diskussionen bei
Radio-Konferenzen nicht an der Oberfläche bleiben müssen.
Die Organisatoren, bci, Brand Support und Foster Kent, haben den von
den Teilnehmern vielfach ausgesprochenen Wunsch nach einer
Neuauflage im nächsten Jahr gerne entgegen genommen.
Quelle: http://www.radioszene.de/38040/broadcast-symposium-in-berlin-hebt-radio-konferenzen-inhaltlich-auf-ein-neues-niveau.html