Tuesday, 5 November 2013

„Radio kann eines besser: Radio!“

#bsb2013 - Besinnen auf eigene Stärken

 
Es herrschte nicht immer Einigkeit unter den Radio-Vordenkern, -Machern und -Entscheidern beim 2. Broadcast Symposium Berlin am vergangenen Wochenende. Doch in einem Punkt waren sich alle einig: Radio hat eine Menge USPs und Stärken – genug, um sich den neuen Herausforderungen zu stellen.

Gut 230 Radiomacher aus ganz Europa waren der Einladung von bci, Brand Support und Foster Kent ins nhow Hotel in Berlin gefolgt, um über zwei Tage die Zukunft des Radios und seiner Morningshows zu diskutieren. „Spice up your day“ – aber wie?

„Wir brauchen gute Geschichten und feinfühlige Musikprogrammierung“

(Valerie Weber, Antenne Bayern)


Wie erziele ich Hörerbindung in Zeiten, in denen Infos überall und jederzeit zu kr
iegen sind und Musik über Streamingdienste personalisiert ständig verfügbar ist?

Die große PD-Runde fand durchaus Antworten auf diese Fragen, wenn auch nicht immer einfache. „Gute Redakteure und Produzenten“ braucht es, sagt Valerie Weber (Antenne Bayern), denn „die reine Info kriegen die Hörer überall. Wir brauchen gute Geschichten!“ Diese guten Geschichten dürften auch in schlechterer Tonqualität daher kommen, meinte Thomas Jung (SWR3): Wenn die Geschichte gut ist, gehen wir drauf – auch wenn’s über Handy ist.

„Live“ als USP? Möglich – doch wie? Hier wurden sich die Programmdirektoren nicht wirklich einig.  „Live ist authentisch.“ (Walter Schmich, Bayern 3); „Live und scripten müssen sich die Waage halten, denn die perfekte Show kommt nicht aus Versehen.“ (Valerie Weber, Antenne Bayern); „Fake geht gar nicht.“ (Stephan Schmitter, Radiocenter Berlin); „Wir propagieren live und authentisch, doch on-air ist oft das Gegenteil davon – 100% gescripted und gefakte Rollenspiele.“ (Georg Spatt, Hitradio Ö3). Marzel Becker (Radio Hamburg) sieht einen großen Unterschied zwischen „Fake“ und „gescripted“: „John Ment schreibt sich alles auf. Es klingt deswegen nicht abgelesen und statisch und es ist immer noch echt, kein Fake, denn es ist von ihm. Nur gut vorbereitet. Live geht auch vorbereitet.“
 

Aber auch der Umgang mit Musik war in der Runde der Programmdirektoren ein großes Thema. Das „feinfühlige Programmieren der Musik“ im Wechselspiel mit Regionalität der Informationen – das könnten Spotify, Pandora oder iHeartRadio so nicht leisten.

„Wir müssen auch tun, was wir uns hier versprechen!“ 

(Georg Spatt, Hitradio Ö3)


Dass Radio noch immer einen Vorsprung gegenüber Streamingdiensten hat, darin waren sich alle Teilnehmer der PD-Runde einig. Junge Talente einfach mal machen lassen, Leidenschaft wecken, gute regionale Geschichten, live und authentisch aber dennoch professionell sowie eine feinfühlige Musikprogrammierung – Ansätze gibt es viele. „Wir müssen uns mehr trauen“, sagt denn auch Walter Schmich (Bayern3). Und Georg Spatt (Hitradio Ö3) fasst zusammen: „Wir müssen auch tun, was wir uns hier versprechen!“

Morgenmoderatoren – immer noch die Schlüsselfiguren einer guten Morgensendung


Wie schon beim ersten BSB im letzten Jahr so zeigte sich auch diesmal wieder, dass der Erfolg von Morgensendungen am Ende stark von den operativen Schlüsselfiguren abhängt: den Morgenmoderatoren. Mit wieviel Leidenschaft Jochen Trus (105.5 Spreeradio) seiner Arbeit nachgeht, zeigte er in seiner Präsentation „seiner“ Radio-Idee. „Things I’ve learnt from rock’n’roll“ – zehn Statements aus Rocksongs, die Trus als Leitfaden für seine
Arbeit sieht. Kreativ und leidenschaftlich präsentiert, mit Tiefgang in der Sache. Ein Highlight des Symposiums.

Andreas Kuhlage (NJoy) bewies erneut, wie wichtig Kreativität und Ideen für eine gelungene
Morgensendung sind. Und dass die Fähigkeit Gitarre zu spielen für Morgenhosts auch nicht schädlich ist, zeigte er mit einem live während seines Vortrags entwickelten Song.
 

„Gerade die Mischung macht dieses Symposium aus“, beschreibt Wolfram Tech, Partner von bci, was viele Teilnehmer ausgesprochen haben. „Die Mischung aus den strategischen Denkern im Hintergrund und den kreativen Machern, die jeden Tag aufs Neue on-air ihr Bestes geben. Da sieht man, wie wichtig beides ist und dass das eine ohne das andere nicht funktionieren kann.“, so Tech weiter.

Echte Personalities binden Hörer


Wie wichtig diese richtige Mischung ist, zeigt auch das neue Analysetool von Brand Support, auf dem BSB live präsentiert von Ralf Stingl. Hörer und Radiomacher bewerten live eine Radiosendung – nicht immer zur Freude der Radiomacher. Wie gut finden Hörer das Gewinnspiel, die Promi-News, den Kollegentalk in dem Moment, in dem
der Break on-air ist? Live, ungeschminkt, „brutal“. Aber erhellend und „augen-öffnend“. „Unsere bisherigen Ergebnisse mit diesem Tool zeigen eindeutig, dass Hörer, die eine emotionale Bindung zu ihrem Moderator haben, wesentlich mehr tolerieren und auch schwächere Momente eher ertragen“, gibt Jochen Lukas, Partner von Brand Support, den Radiomachern einen Fingerzeig.

Und sein Partner Christoph Pöschl ergänzt: „Mit diesem Tool könnten Radiomacher außerdem ihre neue Morgensendung, die neue Promotion oder auch die neue Ansprache des Senders von Teilen ihrer Hörer bewerten lassen, bevor sie damit auf Sendung gehen – und damit vielleicht so manchen Fehler vermeiden.“

Nicht jede Promotion zündet  

 
Erfrischend für die Teilnehmer des BSB war auch in diesem Jahr, dass offen und ehrlich miteinander diskutiert wurde und viele Redner auch ehrlich mit ihren „Rohrkrepieren“ umgegangen sind. Gerade bei Promotions zeigt sich immer wieder, dass es oft Kleinigkeiten sind, die niemand auf dem Schirm hatte, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Strategische Ziele für den Sender bedacht, unterhaltsame Umsetzung auch für die, die nicht aktiv an der Promotion teilnehmen sichergestellt – und dennoch läuft’s nicht.

Armin Braun (Radio Brocken & 89.0 RTL), Roel Oosthout (Hitradio FFH) und Christian Schalt (94,3 rs2 & Kiss FM) ließen die Teilnehmer an ihren Top-Promotions ebenso teilhaben wie an ihren Misserfolgen. Aus Fehlern lernen – auch das zeichnete das diesjährige BSB aus.

Noch intensiver für alle Teilnehmer waren die Workshops, die am Freitag stattfanden. Gruppen von 30-50 Teilnehmern sorgten bei den Themen „Musikplanung“, „Kreativität“
und „Morgenshow“ für verdichtete Diskussionen mit hohem Erkenntnisgewinn.

Radio Schwergewichte bei ehrlichen Gesprächen belauschen – das ist das BSB!

Das 2. Broadcast Symposium Berlin zeigte erneut, wie wichtig es für Radiomacher ist, sich auszutauschen, um gemeinsam Ideen zu entwickeln, um Radio gut gegen die neue Konkurrenz aufzustellen. Den Radiomachern diese Möglichkeit des Austauschs zu geben, ist eine große Aufgabe, die sich aber lohne, sagt Jörg Stingl, Geschäftsführer von bci stellvertretend für seine Mitausrichter Brand Support und Foster Kent. „Das ist natürlich ein riesen Aufwand für unser recht kleines Team, schließlich sind wir ja nicht hauptberuflich Radio-Kongress-Ausrichter. Aber das Feedback der Teilnehmer motiviert uns, über eine weitere Auflage des BSB nachzudenken.“ 

Und Frank Salzbrenner, Partner von bci, der krankheitsbedingt nicht am BSB teilnehmen konnte, dieses aber federführend organisiert hatte, ergänzt: „Auch wenn ich selber nicht dabei sein konnte, weiß ich: Die ungeschminkte Offenheit, mit der hier Radiomacher auch über eigene Fehler reden – so was gibt’s in keinem anderen Kongress. Wenn zwei Radio-Schwergewichte wie Valerie Weber und Georg Spatt sich auf unserer Bühne über Zweifel und „Rohrkrepierer“ austauschen, dann ist das fast so als könne man heimlich einem Gespräch unter vier Augen lauschen. Mehr geht nicht!“ 

Die Fotos zur Veranstaltung sind bereits online.
Klicken Sie einfach hier.

Tuesday, 15 October 2013

TV- und Radiowerbung auf Rekord-Niveau

Von wegen Krise

Laut der Marktprognose des VPRT steht die Radio- und TV-Branche vor einem höchst erfreulichen Jahr 2013. So sollen die Radiowerbeumsätze um 2,2 Prozent steigen. Die TV-Kollegen können mit einem Plus von 1,1 Prozent rechnen und die Pay-TV-Anbieter gar mit einem Wachstum von 11,5 Prozent. Auch für das kommende Jahr erwartet der Verband „eine anhaltend positive Marktentwicklung“.

Für den Bereich der Onlinewerbung rechnen die Experten mit einem Zuwachs von rund acht Prozent. Wobei vor allem der Bereich Mobilewerbung mit ca. 60 Prozent, sowie die Online/Mobile-, Audio- und Videowerbung mit einem jeweils zweistelligen Wachstum die Haupttreiber sind.

„Radio und Fernsehen sind die reichweitenstärksten und meistgenutzten Mediengattungen in Deutschland“, hält VPRT-Geschäftsführer Claus Grewenig fest. Allerdings befinde sich der Markt gleichzeitig inmitten einer starken Umbruchphase, in der die Unternehmen hohe Investitionen in die digitale Zukunft leisten müssten, zugleich aber auch einem immer höheren Wettbewerbsdruck ausgesetzt seien. „In dieser Transformation sind die Sendeunternehmen mehr denn je auf faire Wettbewerbsbedingungen und einen ordnungspolitisch konsistenten Rahmen angewiesen, der insbesondere Zugang und Auffindbarkeit der Angebote sichert.“

Im Gegensatz zu einigen anderen Mediengattungen befindet sich das Radio und Fernsehen noch immer auf einem Rekordniveau. Die größte Dynamik beobachtet der Verband mittlerweile allerdings in den Bereichen der werbefinanzierten Audio- und Videoangebote sowie der Pay-TV- und Paid-Video-on-Demand-Angebote. 

Quelle: meedia.de

Monday, 29 July 2013

Bauer Media buys Absolute Radio for £22m


Bauer Media UK has agreed with Times of India to acquire the Absolute Radio business, subject to regulatory clearance for around £22m.

It follows months of speculation about Absolute Radio being for sale, and Bauer being the reported buyer. Absolute Radio has been around for five years, after Times of India bought Virgin Radio for £53m in 2008 and spent another £15m rebranding it.

Paul Keenan, CEO, Bauer Media UK, said: “We are looking forward to working with the award-winning team at Absolute Radio and have great respect for what it has achieved. We are excited about welcoming this complementary music radio business with renowned digital assets into Bauer. Absolute Radio and its sister brands are loved by millions of UK consumers and by advertisers. This acquisition will be an opportunity to learn and share across both businesses.”

Donnach O’Driscoll, CEO, Absolute Radio, said: “The Absolute Radio business has never been in better shape as we approach our fifth birthday. Bauer Media UK is a business that really cares about building famous media and entertainment brands and music radio in particular. This brand will continue to thrive as part of the Bauer group.

Former Absolute Radio COO said Absolute Radio will thrive under its new owners.

Source: http://radiotoday.co.uk/

Friday, 26 July 2013

Valerie Geller über die digitale Zukunft des Hörfunks


Interview in TENDENZ, dem Magazin der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, anlässlich der Lokalrundfunktage 2013





iHeartRadio adds on-demand talk programming


iHeartRadio hearts talk: The Clear Channel-owned online radio platform is adding podcasts, talk radio shows and direct contributions from listeners to its program.

Clear Channel-owned online radio platform iHeartRadio isn’t just about music anymore: The radio platform added talk radio content from ABC News, American Public Media, TMZ, the Wall Street Journal and others.

iHeartRadio Talk, as the new platform is called, also features podcasts from publishers like TWiT, the Nerdist, the Huffington Post and the Onion, as well as listener contributions through a partnership with Spreaker. “We are excited that we now have a tool to allow the next Ryan Seacrest to emerge,” said Brian Lakamp, President of Digital, Clear Channel Media and Entertainmen.

Lakamp told that out of the gate, the talk offering is bringing some 50,000 pieces of audio content to the platform. Users can listen to these on demand, or add them to what the iHeartRadio calls the Pulse – a continuous stream of talk content that’s prepopulated with some popular shows but can be customized by listeners to their liking.

iHeartRadio hopes to add a lot of additional content to its platform by asking its listeners to actively participate. To that end, the company has struck a partnership with web audio recording startup Spreaker. Users of the startup’s mobile apps will be able to upload their contributions to iHeartRadio with the press of a button, after which contributions will be screened, and ultimately added to iHeartRadio Talk.

These listener contributions will initially be limited to iHeartRadio’s programming, but Lakamp wouldn’t rule out that some of this content may eventually find its way onto traditional Clear Channel broadcast stations as well. After all, Clear Channel has in the past already used some of iHeartRadio’s EDM stations to program EDM radios in some of its markets. “Is that possible here? Absolutely,” he said with regards to Spreaker contributions.

iHeartRadio talk is available right now in beta on the web, and will find its way to the company’s mobile apps by September.

Source: http://gigaom.com

Friday, 19 July 2013

Wie die "RTL II News" die "Tagesschau" abhängen


Zum ersten Mal in der Geschichte hat RTL II mit den "News" mehr 14- bis 49-Jährige erreicht als die "Tagesschau". Das Erfolgsrezept ist simpel – und auch für alle Radiomacher, die ihre News auf diese Zielgruppe programmieren möchten, interessant. Folgender Artikel von Antje Hildebrandt stammt von welt.de.

Sie sahen so zart und unschuldig aus. Doch sie provozierten einen Kulturschock. Welpen. Polizisten hatten sie auf der Autobahn bei Schweinfurt im Kofferraum eines Autos mit tschechischem Kennzeichen entdeckt. 78 Hundebabys, zusammengepfercht wie Sardinen in der Büchse.

RTL II hielt die Nachricht für so relevant, dass der Sender damit am 14. Juli seine 20-Uhr-"News" anteaserte. Die Bilder der tapsigen Hundebabys schafften es auf Platz zwei, nach der Meldung vom umstrittenen Freispruch des Todesschützen George Zimmermann in den USA, aber noch vor dem Seitensprung des Formel-1-Gewinners Sebastian Vettel: "Statt in einen Formel-1-Wagen steigt Sebastian Vettel in eine Seifenkiste."

Das wäre nicht weiter berichtenswert, wenn RTL II nicht wenige Tage zuvor, nämlich am 9. Juli, etwas gelungen wäre, was Feuilletonisten einen mittelschweren Kulturschock versetzt hat. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen hängte der kleine Privatsender die "Tagesschau" ab, zum ersten Mal in seiner zwanzigjährigen Geschichte. 720.000 Zuschauer schalteten die "RTL II News" ein, 50.000 mehr als den Platzhirsch im Ersten.

RTL II seit Jahren auf Erfolgskurs

Diese Meldung warf ein Schlaglicht auf einen Trend, der sich schon seit zwei Jahren abzeichnet. RTL II, im Feuilleton als Assi-TV verschrien, segelt auf Erfolgskurs. Während die große Schwester RTL und die anderen großen Privatsender unter Quotenschwund leiden, legt RTL II zu. Seit 2011 konnte er seinen Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen von 5,5 Prozent auf 6,6 Prozent steigern. 

Es entbehrt nicht der Ironie, dass zu diesem Erfolg ausgerechnet zwei noch junge Formate beigetragen haben, deren Protagonisten so aussehen, wie man sich die Zuschauer der "RTL II News" vorstellt: Großflächig tätowiert, verbal inkontinent und nur sekundär daran interessiert, was außerhalb ihres Mikrokosmos zwischen Mikrowelle und Muckibude passiert. Es geht um "Berlin - Tag und Nacht" und "Köln -50667".

RTL II verkauft diese Formate allen Ernstes als Soaps. Dabei sind es Geschichten von Laiendarstellern, die den Alltag in fiktiven Wohngemeinschaften simulieren. Sogenannte Scripted-Reality-Formate, also preisgünstig und nach Drehbuch produziert.

Vorlauf macht den Erfolg aus

Diese beiden Formate laufen direkt vor den "RTL II News", um 18 und 19 Uhr. Sie erreichen in Spitzenzeiten bis zu 1,74 Millionen Zuschauer und rekordverdächtige Marktanteile von bis zu 25 Prozent. Und bei RTL II macht man keinen Hehl daraus, dass die Nachrichten vom Erfolg dieser Sendungen profitieren. Nachrichtenchef Jürgen Ohls spricht von einem idealen Vorlauf.

Daraus jedoch darauf zu schließen, dass der Horizont der "News"-Konsumenten ähnlich beschränkt sei wie der der WG-Bewohner-Darsteller, sei ein Trugschluss. "15 Prozent der Zuschauer haben Abitur oder einen Hochschulabschluss", heißt es in der RTL-II-Pressestelle. Das Vorurteil, dass sich die 14- bis 49-Jährigen nicht für Politik interessieren, kann RTL-II-Nachrichtenchef Jürgen Ohls glaubwürdig ausräumen. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit im Süden Europas, Proteste in der Türkei, Bürgerkrieg in Syrien. Solche Themen seien für die jüngeren RTL-II-Zuschauer sehr wohl relevant, versichert er. "Es funktioniert aber besser, wenn jüngere Protagonisten zu Wort kommen."

Mit denen könnten sich die Zuschauer identifizieren. Die interessiere nämlich zum Beispiel mehr, wie es syrischen Jugendlichen ginge, denen eine Scud-Rakete in den Hof geflogen sei, als die Frage, welche Entscheidungsmuster dem syrischen Bürgerkrieg zugrunde liegen. Die, so sagt Ohls, könne man in der Kürze der Zeit ohnehin nur anreißen.

RTL II setzt auf eine einfache Sprache

Die "Tagesschau" und das "Heute-Journal" stehen vor derselben Herausforderung: Wie bricht man die wichtigsten Ereignisse des Tages so herunter, dass sie a) alle verstehen und der Zuschauer b) noch etwas erfährt, was er nicht schon längst aus dem Internet weiß?

RTL II setzt auf eine einfache Sprache, schnelle Schnitte, Musik als Untermalung für bunte Beiträge und auf den Nutzwert. Jürgen Ohls sagt, wenn der deutsche Innenminister keine neuen Erkenntnisse zu den NSA-Spähprogrammen von seiner USA-Reise mitbringe, gebe man den Zuschauern lieber Tipps, statt alle innenpolitischen Hustenreflexe zu kommentieren: "Wie kann man sich im Internet unsichtbar machen?"

Nachrichten für Junge, von Jungen gemacht. Dass die Redakteure im Schnitt Anfang bis Mitte dreißig sind, erleichtert RTL II den Brückenschlag zu seiner Zielgruppe. "Wir räumen mit dem Vorurteil auf, dass man graue Haare haben muss, um Nachrichten zu machen", sagt Ohls, 52, mit Blick auf die "Tagesschau". Die hat seit 1992 nicht nur die Hälfte ihrer Zuschauer, sondern auch den Nachwuchs aus dem Blick verloren. Auf die besonderen Bedürfnisse und Interessen von jungen Zuschauern geht der Platzhirsch kaum ein.

Unterschätzt RTL II die Jugendlichen?

Doch unterschätzt RTL II die Jugendlichen nicht, wenn der Sender den Anteil der Nachrichten aus der Politik auf ein Drittel reduziert? Fördern die "News" nicht die Fast-Food-Mentalität der Zuschauer, wenn sie die übrige Sendezeit mit Promi-News, Rührgeschichten von Hundebabys und PR-verdächtigen Clips für Platten und Kinofilme pflastern?

Jürgen Ohls steht zu dem Konzept. Er sagt, um die 14- bis 49-Jährigen zu erreichen, müsse man ein Netz mit einer anderen Struktur in das Meer von Nachrichten werfen. "Da bleiben nicht weniger, sondern andere Nachrichten hängen." Wohl wahr. Ein MTV-Award für Britney Spears hat es noch nicht in die "Tagesschau" geschafft. "Weltpolitisch", sagt Jürgen Ohls, "ist der nicht relevant." Ein letzter Seitenhieb auf die "Tagesschau": "Die Lottozahlen allerdings auch nicht."

Tuesday, 2 July 2013

Webradio-Messung startet Anfang 2014

Es ist mehr als Zukunftsmusik: Die Taskforce IP Audio der agma bereitet die Messung von Web-Radios vor. Im Juli beginnt der Testbetrieb und bereits im Januar 2014 sollen erste Daten veröffentlicht werden. Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (agma) erklärt die Details: 

Das Medium Radio ist einfach und komplex zugleich. Für die Hörer ist es simpel: Man hört „seinen“ Sender, die Musik kommt aus einem Lautsprecher – das Empfangsgerät (ob klassisches UKW-Radio, PC, WLAN-Radio oder Smartphone) spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Auch die Nutzungsmessung ist vordergründig relativ einfach: Die ma Radio ermittelt diskriminierungsfrei die Hörerschaften von Radiosendern, unabhängig vom technischen Verbreitungsweg. Die differenzierte Erfassung der Radionutzung nach den einzelnen Empfangswegen jedoch stellt eine methodische Herausforderung dar. Nicht nur für die klassischen UKW-Sender, die alle als Livestream auch im Internet verfügbar sind (sogenanntes Simulcast), sondern vor allem, weil es im Internet eine Vielzahl sogenannter Web-Radios/Web-Channels gibt, die ausschließlich über diesen Verbreitungsweg zu hören sind.

Möglichkeiten der Web-Radio-Nutzung (Bild: agma)
Möglichkeiten der Web-Radio-Nutzung (Bild: agma)

Während die ma Radio die Medialeistung der UKW- und Kabel-Radios erfasst (modelltheoretisch von allen Sendern), ist aus Fallzahlgründen die umfassende Messung von Web-Radio ohne methodische Anpassung der ma Radio derzeit nicht möglich. Gleichzeitig besteht der dringende Wunsch – sowohl seitens der Werbewirtschaft als auch vieler Web-Radio-Anbieter – nach einheitlichen und vergleichbaren Leistungswerten. Dies ist die mittelfristige Zielsetzung von Simulcast- und Web-only-Anbietern für eine Mediawährung. Als erster Schritt gilt deshalb das Bestreben, einen einheitlichen Messstandard für Web-Radio zu entwickeln.

Dieser Herausforderung stellte sich die Ende 2011 von der agma eigens dafür ins Leben gerufene Taskforce IP Audio, in der neben Gremienmitgliedern von agma und MMC Vertreter von Web-Radios und -Vermarktern sowie des Bundesverbandes für Digitale Wirtschaft (BVDW) involviert sind. In der Zeit ihres Bestehens hat die Taskforce sowohl einen ersten Techniktest erfolgreich abgeschlossen als auch erste Konventionen für einen Messstandard auf Basis von Logfiles und damit Streaming-Abrufen entwickelt.

Im Juli 2013 beginnt die erste Phase eines Testbetriebs für den Regelausweis mit den Publishern/Channels, die bereits beim ersten Techniktest erfolgreich mitgewirkt haben. Die zweite Phase wird ab September weiteren Publishern und Channels die Möglichkeit zur Teilnahme bieten. Erste Messungen im Regelbetrieb sind für Januar 2014 geplant. Im Idealfall werden zu diesem Zeitpunkt auch bereits Messdaten (durchschnittliche Streaming-Abrufe, durchschnittliche Zugriffsdauern), zunächst auf Quartalsebene, später auch auf Monatsebene, für einzelne Angebote, Publisher, Channels und Vermarkter von Web-Radio veröffentlicht.

Auf dem Weg zur Festlegung und Etablierung eines einheitlichen Messstandards waren im Vorfeld viele Detailfragen zu klären. Soll eine logfile- oder pixelbasierte Messung zum Einsatz kommen, und, wenn ja, wie valide kann darüber gemessen werden? Welche technischen Bedingungen müssen die teilnehmenden Sender beziehungsweise Angebote erfüllen, um einheitlich und verlässlich gemessen werden zu können? Welche einheitlichen Konventionen für eine valide Erhebung und Ausweisung späterer Leistungswerte können festgelegt werden? Diese und weitere Fragen sollten in einem ersten Techniktest geklärt werden.

Die Taskforce IP Audio entschied sich dabei für eine Messung via Logfiles, da eine pixelbasierte Messung eine Reihe von Web-Radio-Angeboten ausschließen würde: So ist zum Beispiel eine Verpixelung bei WLAN-Radiogeräten nicht möglich. Was die Festlegung von Messkonventionen angeht, wurde festgelegt, wie beispielsweise mit sehr kurzen Streaming-Abrufen umgegangen werden soll, etwa Abrufen, die unter einer Minute liegen und eher als „technische“ Zugriffe von sogenannten Streaming Robots zu werten sind und aus Sicht der Taskforce daher ausgeschlossen werden sollen. Auch extrem lange Streaming-Abrufe, die sich zum Teil über mehrere Tage erstrecken, sollen eingeschränkt werden. So werden längere andauernde Abrufe auf 24 Stunden begrenzt. Orientierung boten hierbei bereits am Markt existierende Konventionen von Streaming- Dienstleistern.

Autorin: Christiane Korch (agma)

Quelle: Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (agma)